Kraftwerksüberwachung: Für die Prüfung steigen wir sogar in Rohre!
In Rohre reinlaufen, die 5-7 Meter im Durchmesser haben? Kein Problem für die Prüfexperten von Applus+ IMA Dresden. In Kohlekraftwerken wird bei der Verbrennung des Rohstoffes Gas abgeführt. Dieses kommt dann in den großen Naturzugkühltürmen an, die in der Landschaft ein oftmals sichtbares Kennzeichen für ein Kraftwerk sind. Für den Transport des Gases als Reaktionsprodukt nutzt man sogenannte Reingaskanäle. Früher waren diese Rohre typischerweise aus Metall. Doch der jetzt genutzte glasfaserverstärkte Kunststoff (GFK) hat einen großen Vorteil: er ist korrosionsbeständiger. Denn die hohen Temperaturen und die Medien (Chemikalien, Wasser) sorgen für eine recht schnelle Korrosion der Rohre. Seit dem Bau der Reingaskanäle betreuen die Experten der Applus+ IMA Dresden die Kanäle in Mitteldeutschland durch Zulassungsprüfungen für die Erlangung einer Zustimmung im Einzelfall, kurz ZiE. Diese ZiE der zuständigen Baubehörde ist erforderlich, da es sich bei den GFK-Kanälen um ein nicht geregeltes Bauprodukt handelt. Seit Inbetriebnahme führen die Ingenieure des Dresdner Prüfdienstleister regelmäßig Sichtkontrollen und Materialprüfungen durch. Das funktioniert natürlich nur, wenn kein Gas durch die Rohre strömt. Bei der Prüfung der Kanäle bewerten die Kollegen den Zustand der Kanaloberfläche durch eine visuelle Kontrolle und suchen nach Oberflächenbeschädigungen, Delaminationen oder Rissbildung. Um das Material zu überprüfen, wird tatsächlich ein Stück aus dem GFK-Kanal entfernt und im Labor hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften des Traglaminates des Rohres untersucht. Die entstandene Lücke im Rohr wird danach von Fachfirmen verschlossen, um den Betrieb des Kraftwerks fortsetzen zu können. Und wenn die Kollegen während der Prüfung mal die falsche Abzweigung nehmen, landen sie ganz oben im Kühlturm – also auf 40 Metern Höhe – und genießen kurz den Ausblick.
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